Salbei - Salvia officinalis und weitere Arten


Cur moriatur homo cui Salvia crescit in horto?

Warum sollte ein Mensch sterben, in dessen Garten Salbei wächst?

Lehrgedicht der Medizinschule von Salerno


Weltweit gibt es mehr als 800 verschiedene Salbei-Arten, welche wild in der Natur ohne züchterische Veränderungen vorkommen. Man findet die diversen Salbei-Arten auf allen Kontinenten, ausser in Australien und in der Antarktis. Sie gehören alle zu den Lippenblütlern (Lamiaceae) und blühen in vielen verschiedenen Farben. Der klassische Echte Salbei blüht wie viele andere im schönen dunklen lila, der Muskatellersalbei (Salvia sclarea) blüht weiss bis rosa und dann gibt es noch den gelb blühenden klebrigen Salbei (Salvia glutinosa). 

Viele Salbei-Arten werden in der Heilkunde verwendet, was sich auch von dem Namen Salvia (salvere "heilen" oder salvus "gesund") ableiten lässt.

So unterschiedlich seine Bütenfarben sind, so unterschiedlich sind auch die Wuchsformen dieser Pflanzen. So bildet der ausdauernde Salvia officinalis kleinere, verholzende Halbsträucher mit Wuchshöhen von bis zu 80 cm, während der zweijährige Muskatellersalbei eine Wuchshöhe von 120 cm erreichen kann und zu den klassischen krauigen Pflanzen gehört.  Die meisten Salbei-Arten kommen an sonigen und eher mageren Standorten, mit durchlässigen Böden vor. Sie vertragen nur wenig Staunässe. Der Salvia glutinosa ist einer der wenigen Vertreter seiner Art, welcher auch sehr gut mit Halbschatten zurechtkommt. Auch die Blattformen unterscheiden sich deutlich. So vielschichtig die Wildformen sind, so viele verschiedene Züchtungen und Sorten sind auch im Handel erhältlich.

Salvia officinalis - Echter Salbei

Der Echte Salbei ist der wahrscheinlich am häufigsten verwendete Salbei im Garten, in der Küche oder als Heilkraut. Ursprünglich stammt diese Art aus dem Mittelmeerraum und wurde im Mittelalter von Mönchen über die Alpen gebracht. In der Schweiz gehört er zu den indigenen Arten (einheimische Art) und kommt an wenigen Standorten in der freien Natur vor. Er ist nicht geschützt. 


Er gehört zu den traditionellen Bauerngärtenpflanzen und sollte in keinem Kräuterbeet fehlen. Er kann in der Küche als Gewürzkraut vielfälltig verwendet  

werden und macht schwere Gerichte aufgrund seiner verdaungsfördernter Wirkung bekömmlicher. Er entfaltet sein starkes Aroma besonders, wenn er im Fett oder Oel mitgebraten wird. Allerdings ist hier weniger mehr, da sein Aroma sehr stark und intensiv ist und sich durchs erhitzen noch verstärkt. Somit können Gerichte schnell von ihm dominiert werden. Er eignet sich hervorragend zu Fleisch- und Fischgerichten sowie als Beigabe in Gemüsegerichten. Traditionell wird er in der italienischen Küche für das "Saltimbocca alla Romana" verwendet. Allerdings kann aus ihm auch eine gute Salbei-Butter als Zugabe zu Kartoffeln hergestellt werden. Es können auch die Blüten auf verschiedenste Art und Weise verwendet werden. Sie eignen sich besoders zur Dekoration von diversen Speisen, können Zugabe 

in Blütensalzen sein oder zur Aromatisierung von Essig oder Oel verwendet werden.   

In der Heilkunde wird er dank seiner vielen ätherischen Oele vielfältig verwendet und er trägt die Bezeichnung "Mutter aller Heilkräuter" aus gutem Grund. Der Beste Erntezeitpunkt ist kurz vor der Blüte. Zu Heilzwecken erntet man vorwiegend die jungen Blätter und Triebe. Er gilt als Mittel der Wahl bei fast jedem Zipperlein, von Angina bis Zahnfleichentzündung findet er Anwendung. Seine Heilkraft ist für sehr viele Anwendungen wissenschaftlich erwiesen. In der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) wird er vorwiegend zur Heilung von Entzündungen im Mund- und Rachenraum, sowie Magenbeschwerden eingesetzt. In der Frauenheilkunde wird er zum Abstillen und zur Linderung von Menstruationsbeschwerden empfohlen. Zur Entfernung von Zahnbelägen können zerkrümmelte Blätter auf die Zahnpasta gestreut werden. So verschwinden die Beläge auf natürliche Weise und die entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung des Salbeis fördert und stärkt die Gesundheit des Zahnfleisches. Bei Verdauungsbeschwerden, Blähungen und Krämpfen im Magen-Darm-Trakt hilft Salbeitee. Während der Wechseljahre kann Salbeitee wissenschaftlich nachgewiessen zur "Schweisshemmung" eingesetzt werden. Grundsätzlich empfiehlt sich die Anwendung von Salbei bei Beschwerden während der Wechseljahre, da er östrogenähnliche Stoffe enthält. 

In der Vergangenheit führte das u.a. auch im Salbei enthaltene ätherische Oel Thujon zu negativen Schlagzeilen. Dieses lässt sich sehr gut in Alkohol lösen und wurde aufgrund seiner Bitterkeit verschiedenen Bitterspirituosen wie dem Absinth zugesetzt. Ein zu hoher Konsum von Thujon kann das zentrale Nervensystem schädigen, sowie Sehstörungen, Krämpfe, Schwindel oder Herzrasen hervorrufen. Aus diesem Grund wurde Absinth im Jahr 1910 bzw. 1915 in der Schweiz und in vielen europäischen Ländern verboten. Das Verbot wurde in der schweizerischen Bundesverfassung festgehalten und erst im Jahr 2005 wieder aufgehoben. Heute ist bekannt, dass die Konzentration des Thujon im Schnaps nicht ausreicht, um derartige Nebenwirkungen hervorzurufen. Vielmehr war die Qualität des schlechten Alkohols Ursache der Nebenwirkungen. Absinth wird übrigens traditionell aus Wermuth und nicht aus Salbei gebrannt.  Dennoch sollten Schwangere und stillende Mütter auf die innerliche Anwendung von Salbei verzichten, da das Thujon eine treibende Wirkung besitzt. Der Konsum von frischen oder getrockneten Salbeiprodukten in Wasser oder Fett stellt im Normalfall kein Problem dar, da dieses ätherische Oel nur in Alkohol löslich ist. Aus diesem Grund sollten alkoholische Tinkturen nur zeitlich befristet und nicht in zu hoher Dosierung verwendet werden. 
Aufgrund der enthaltenen trizyklische Diterpene (u.a. Carnosol und Carnosolsäure) wird ihm auch eine chemoprotektive Wirkung gegen Karzinogene nachgesagt. Ich konnte allerdings hierfür keinerlei wissenschaftlich anerkannte Belege oder Studien finden.

Die alkoholischen Tikturen werden zur Heilung oder Linderung von Erkältungssymptomen wie Halsschmerzen und Husten empfohlen. 

Getrockneter Salbei wird auch gerne zum Räuchern verwendet. Ihm wird eine klärende, atmosphärisch reinigende, beruhigende und konzentrationsfördernte Wirkung nachgesagt.  Grundsätzlich vertreibt er negative und störende Energien aus Räumen, von Gegenständen und Menschen. 

Salbei gehört auch zu den Zauberpflanzen. Hat man einen besonderen Herzenswunsch, so kann man diesen auf ein Salbeiblatt schreiben. Nachdem man dieses dann drei Tage unter dem Kopfkissen liegen hatte und darauf geschlafen hat, vergräbt man es in der Erde. So wird der 

Wunsch geerdet. Sollte man nun in den drei darauf folgenden Nächten von Dingen träumen, die mit dem Wunsch zutun haben, so ist das ein Zeichen, dass dieser auf einem guten Weg ist.


Salvia pratensis - Wiesensalbei

Der Wiesensalbei gehört zu den einheimischen Arten der Schweiz und im deutschsprachigen Raum. Man findet ihn über die ganze Schweiz verteilt und er ist schweizweit nicht in seinem Bestand gefährdet. Seine Hauptblütezeit liegt zwischen Mai und August. Er bildet senkrecht stehende Blütenstängel mit dunkelblauen bis dunkelvioletten Blüten. Als Standort bevorzugt er sonnige, nährstoffeiche bis magere,

kalkhaltige und durchlässige Böden. Er ist sehr pflegeleicht und eignet sich auch zur Bepflanzung von Strassenrändern. Anders als der Echte Salbei bildet er lediglich am Boden aufliegende Blattrosetten, welche grün überwintern. Die Blätter und Blüten sind essbar, allerdings sind sie gegenüber dem Salvia officinalis nicht ganz so stark im Aroma. Aus diesem Grund eignen sich seine Blätter gut für Rohkostsalate oder als Beigabe zu Smoothies. Eine Besonderheit in der Küche sind die Blätter des Wiesensalbei im Ausbackteig, dazu kann ein Quark mit den Salbeiblüten genossen werden. 

Rezept Wiesensalbei-Blätter im Ausbackteig


1 Tasse Mehl

1/2 Tasse Milch

1 Ei

1 Prise Salz

10 schöne, mittelgrosse und frische Salbeiblätter

Oel zum Ausbacken


Aus Mehl, Milch, Ei und Salz einen Ausbackteig zubereiten, der weder zu dünnflüssig ist, noch zu fest. Die Wiesensalbeiblätter waschen, abtrocknen und durch den Ausbackteig ziehen und goldbraun mit etwas Öl backen. 


Rezept Quark für die Wiesensalbeiblüten

250 g Quark

etwas Mineralwasser

3 Frühlingszwiebeln

Blüten von 5 - 10 Wiesensalbei-Pflanzen

Salz und Pfeffer nach Belieben


Die Blüten von den Kelchen zupfen, die Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden. Den Quark mit Mineralwasser cremig rühren, die Zwiebeln und Blüten unterrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Guten Appetit!

Da seine Stängel nicht verholzen können auch sie in der Küche verwendet werden. Presst man die grünen Stängel aus, so erhält man einen köstlichen süsse Saft.
Grundsätzlich kann er gleich dem Echten Salbei als Heilmittel verwendet werden, allerdings ist seine Wirksamkeit (Aufrgund der niedrigeren Konzentrationen der Inhaltsstoffe) etwas geringer.

Salvia sclarea - Muskatellersalbei


Der Muskatellersalbei ist einer der weiss (manchmal leicht rosa) blühenden Salbeiarten. Er gehört zu den wintergrünen, krautigen Pflanzen und ist eine zweijährige bzw. eher kurzlebige Art. In sehr kalten Wintern können seine Blätter etwas zurückgefrieren, treiben aber bei steigenden Temperaturen wieder gut aus. Er sät sich sehr gut aus, weswegen er am Standort nicht verloren gehen sollte. Bevorzugt wächst er vollsonnig, auf mageren und durchlässigen Böden. Bei einer Wuchshöhe von bis zu 80 cm erscheinen seine schönen Blüten von Juni bis September. Mit seinem Nektar und hohen Pollengehalt lockt er vor allem Hummeln und Bienen. Er ist auch für die schwarzblaue Holzbiene (Xylocopa violacea) eine gern genutzte Nahrungsquelle. 

In der Schweiz kommt er nur an wenigen Standorten in der Natur vor und gilt als Neophyt. Manchmal findet man ihn noch in Weinbergen, da er früher von Winzern genutzt wurde, um schwach aromatischen Weinen eine bessere Note zu verleihen.

In der Heilkunde verwendet man ihn ähnlich wie die beiden vorhergehenden Arten. Er findet aber zusätzlich auch in der Kosmetik als Anti-Aging-Creme zur Faltenminimierung und in Deos Verwendung. In der Aroma-Therapie hat er entspannende und nervenstärkende Wirkung. Des weiteren wirkt er dabei euphorisierend, inspirierend und stimmungsaufhellend. Sein Aroma soll Angstzustände auflösen und Depressionen lindern. Die antidepressive Wirkung beruht wahrscheinlich auf einen dopaminergenen Wirkungsmechanismus.

In verschiedenen pharmakologischen und klinischen Studien wurde die antiinfektiöse, schmerzlindernde, entspannende und antidepressive Wirkung des Muskatellersalbei-Oeles nachgewiesen. Sein Potential zur Behandlung von Bluthochdruck, Frauenleiden, Wechseljahrsbeschwerden sowie der Einsatz in der Geburtshilfe sollte nicht unterschätzt werden. Der Gehalt der ätherischen Oele ist zwischen dem Verwelken der Blüten und des Samenabwurfs am höchsten. 

Schon zu Zeiten der Kelten wurde der Muskatellersalbei für diverse Rituale verwendet. Er eignet sich als Kraut zum Räuchern, wobei man ihn für Sinnlichkeit, Offenheit und Gelassenheit verwendet. Er fördert hierbei auch die Kreativität, regt die Phantasie an, spendet Trost und bringt Licht. 

Verschiedene Quellen beschreiben auch, dass er von den Kelten geraucht wurde, um sich in tranceähnliche Zustände zu versetzen.

Salvia verticillata - Quirlblütiger Salbei


Diese Salbeiart blüht zwischen Juni und August in einem schönen dunklen lila, wobei seine Quirlblüten etagenartig angeordnet sind. Er bevorzugt sonnige, eher nährstoffreiche und durchlässige Böden. Im Winter zieht er sich zurück, während er im Sommer Wuchshöhen bis 60 cm, manchmal sogar 80 cm erreichen kann. Er vermehrt und vergrössert sich durch ein dünnes Rhizom. 
Innerhalb der Schweiz findet man wenige Einzelexemplare ausserhalb von Gärten, er gilt als Neophyth. 

Grundsätzlich ist auch diese Art essbar und als Gewürz in der Küche verwendbar. Sein sehr schwaches Aroma kann es aber nicht mit den anderen Salbeiarten aufnehmen.

Salvia nemorosa - Hainsalbei


Der Hainsalbei blüht von Juni bis September sehr lange mit seinen dunkellila Blüten, welche aus der Entfernung an den klassische Wiesensalbei erinnern. Allerdings fehlen ihm zur Blütezeit die bodenständigen Blätter meist gänzlich.  Er erreicht im Sommer eine Wuchshöhe von bis zu 70 cm. Er bevorzugt sonnige bis halbschattige, magere und eher nicht allzu trockene Böden - kann aber auch gut in Kübel gepflanzt werden. Im Beet ist er eher Konkurrenzstark. Die Sandbiene  Andrena coitana und glänzende Schmalbiene Lasioglossum nitidulum nutzen der Pollen des Hain-Salbeis zur Aufzucht ihrer Larven. Er ist weiterhin noch ein guter Nektarspender für diverse andere Insekten. Wird er nach der Blüte bodeneben abgeschnitten, so kommt es im Spätsommer zu einer zweiten, etwas schwächeren, Blüte. 

Salvia austriaca - österreicher Salbei


Der österreicher Salbei ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, welche am idealen Standort eine Wuchshöhe von bis zu 80 cm erreichen kann. In der Natur findet man ihn heimisch ausschliesslich in den Steppen ums schwarze Meer bis in die bulgarische Tiefebene. In Österreich findet man ihn im Burgenland, im Wiener Umland und in Niederösterreich. Allerdings ist er dort geschützt, da seine Population stark gefährdet ist. Seine Blüten sind cremeweiss und haben dunkelrote Drüsenhaare. Seine Bodenrosetten sind aufliegend und sein Erscheinungsbild erinnert aus der Ferne stark an den Salvia sclarea. 

Salvia apiana - weisser Salbei

(voraussichtlich verfügbar ab Sommer 2022)


"Wo der weisse Salbei brennt - da werden die bösen Geister krank"


Der weisse Salbei ist eine immergrüne Pflanze, welche eher krautig wächst, allerdings manchmal auch eher einem Halbstrauch ähneln kann. Besonders an dieser Art ist, dass die Blätter aufgrund der feinen Härchen, welche sich auf ihnen befinden, optisch weiss wirken. Während der Blütezeit, von Juli bis zum ersten Frost, kann er eine Wuchshöhe von bis zu 1 m erreichen. Seine Blüten sind eher weiss, gehen aber manchmal ins violette. Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Indianersalbei ist in unseren Breitengraden nur sehr bedingt winterhart und sollte am Besten geschützt überwintert werden. Im Sommer fühlt er sich in Kübeln mit mageren und vor allem durchlässigen Substrat in voller Sonne sehr wohl. Er sollte weder zu trocken werden, noch verträgt Staunässe.


Hauptächlich verwendet man diese Salbei-Art zum Räuchern, bei Schwitzhütenritualen oder für visionäre Erfahrungen. Der Rauch wird als reinigend und klärend (auch auf feinstofflicher Ebene) beschrieben. Besonders während oder nach Krankheiten wird er in Krankenzimmern verwendet um die Krankheit entgültig wegzuschicken. Bevor man ein neues Haus oder eine neue Wohnung bezieht, kann man ihn verwenden, um negative Energien zu neutalisieren und Platz für neues zu schaffen.